Ein Fundament wird noch gegossen und ein dauerhafter Standort bestimmt. Auf unserem Hof bietet sich ein Blick auf Louise und ihre engste Schwester Friederike.
Eine Schrecksekunde: Bei der Positionierung einer lebensgroßen Skulptur auf dem Grundstück des Seehotels Louise neigt sie sich auf den Hubwagenzinken stark seitwärts. Sie ist fest entschlossen, Gesicht voraus, auf den frisch gemähten Hotelrasen zu stürzen. Chancenlos weit entfernte Zuschauer brechen in gut gemeinte aber hilflose Ausfallschritte aus. Ein bezeichnender Augenblick für das Leben der dargestellten Damen. Zwei Wirbelwinde. Von allen geliebt und doch vom Schicksal kaum verschont. Im letzten Moment stemmen sich zwei Spediteure gegen die Doppelstatue und beruhigen die Szene.
"Mir fatal" befand es Friedrich Wilhelm der III., Ehemann der damals 17-jährigen Louise. Die Pose war ihm nicht hoheitsvoll genug und zu allem Überfluss gaben Kleidungsfalten deutlich die Kurven der jungen Frauen zu erkennen. Als die Skulptur 1797 fertig gestellt wurde ließ sein Vater und König die Skulptur noch ausstellen. Kurz darauf starb er aber und Louises geliebter Mann wurde an seiner Stelle zum König von Preußen. Schadows zweitgrößtes Werk nach der Quadriga war 90 Jahre lang nicht mehr öffentlich zu sehen.
Dabei ist die Ehrlichkeit des Künstlers das Besondere.
Prinzessin Louise trägt hier ein Halstuch, um eine Schwellung zu verdecken. Schadow hätte den Makel auch einfach weglassen können. Doch das wäre ihm bei diesem Motiv schlicht nicht authentisch genug gewesen. Jetzt dient das Tuch quasi als Beweis für die Nachwelt. Nach dem Motto: "Seht Ihr? Sie waren wirklich so schön. Ich habe mir das nicht ausgedacht!" Das Motiv waren eben diese ursympathischen Prinzessinnnen, die gerade dafür bekannt waren und geliebt wurden, dass sie auch bei verstaubtesten Veranstaltungen, ohne künstlich komplizierte Distanz, jeden Raum mit Freude erfüllten.
Der kompromisslose Authentizitätsanspruch war seiner Zeit voraus.
Bei uns stehen die gelassenen Schwestern dort wo sie jeder sehen kann.
Auffällig elegant spazieren sie durch die Friedrichwerdersche Kirche, die Alte Nationalgalerie, das Charlottenburger Schloss, den Hannoverschen Stadtwaldrand von Eilenriede und nun auch durch Seilershof. Dabei dürfen sie so sein wie sie zu Ihrer Zeit waren: Natürlich schön und unkonventionell.